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Elke Annegret Bode-Basse

1

15.06.1957 — 01.01.2011
Verstorben im Alter von 53 Jahren
28199 Bremen, Deutschland

Geburtsort: Gödestorf / Syke, Deutschland
Friedhof: Heiligenfelde
Religion: evangelisch

Einschlafen dürfen, wenn man müde ist,
und eine Last fallen lassen dürfen, die man sehr lange getragen hat

Das ist eine tröstliche und wunderbare Sache

(H. Hesse)

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Kreszenz Müller geb. Degle

Katharina Meier

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  1. Im Winter

    Als meine Freunde,
    Die Bäume, noch blühten,
    Rosen und Feuer-
    Lilien glühten,
    Waren die Menschen
    All mir bekannt,
    War mir die Erde
    Lieb und verwandt.
    Jetzt, wo die Freunde,
    Die Bäume, gestorben,
    Jetzt, wo die Lieben,
    Die Blumen, verdorben,
    Stehen die Menschen
    Kalt auf dem Schnee,
    Und was sie treiben,
    Macht mir nur weh.

    Justinus Kerner

  2. Abendphantasie

    Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
    Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.
    Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
    Friedlichen Dorfe die Abendglocke.

    Wohl kehren itzt die Schiffer zum Hafen auch,
    In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
    Geschäftger Lärm; in stiller Laube
    Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.

    Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
    Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh und Ruh
    Ist alles freudig; warum schläft denn
    Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?

    Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
    Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
    Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich,
    Purpurne Wolken! und möge droben

    In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! –
    Doch, wie verscheucht von töriger Bitte, flieht
    Der Zauber; dunkel wirds und einsam
    Unter dem Himmel, wie immer, bin ich –

    Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
    Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
    Du ruhelose, träumerische!
    Friedlich und heiter ist dann das Alter.

    Friedrich Hölderlin

  3. Totenblumen

    Es blühten Tulpen und Narzissen,
    sie blühten dir, sie blühten mir,
    sie sind verwelkt, sie sind verdorret,
    denn heute muss ich fort von dir.

    Der blaue und der weiße Flieder,
    der hat verloren seine Zier;
    er wird uns niemals wieder blühen,
    denn heute muss ich fort von dir.

    Die roten und die weißen Rosen,
    die blühen weder dir noch mir;
    sie müssen ungepflückt verwelken,
    denn heute muss ich fort von dir.

    Die Astern und Reseden blühen,
    was hilft es dir, was hilft es mir;
    ein andrer wird sie beide brechen,
    denn heute muss ich fort von dir.

    Die allerletzten gelben Blumen,
    die Ringelblumen, pflück ich mir;
    sie blühen auf dem Grab der Liebe,
    denn heute muss ich fort von dir.

    Hermann Löns

  4. Abendempfindung

    Abend ist’s, die Sonne ist verschwunden,
    Und der Mond strahlt Silberglanz;
    So entfliehn des Lebens schönste Stunden,
    Fliehn vorüber wie im Tanz.

    Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
    Und der Vorhang rollt herab;
    Aus ist unser Spiel, des Freundes Träne
    Fließet schon auf unser Grab.

    Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise,
    Eine stille Ahnung zu),
    Schließ ich dieses Lebens Pilgerreise,
    Fliege in das Land der Ruh.

    Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen,
    Trauernd meine Asche sehn,
    Dann, o Freunde, will ich euch erscheinen
    Und will himmelauf euch wehn.

    Schenk auch du ein Tränchen mir
    Und pflücke mir ein Veilchen auf mein Grab,
    Und mit deinem seelenvollen Blicke
    Sieh dann sanft auf mich herab.

    Weih mir eine Träne, und ach! schäme
    dich nur nicht, sie mir zu weihn;
    Oh, sie wird in meinem Diademe
    Dann die schönste Perle sein!

    Joachim Heinrich Campe

  5. Abschied

    Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
    Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
    grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
    noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.

    Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
    das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
    zurückblieb, so als wärens alle Frauen
    und dennoch klein und weiß und nichts als dies:

    Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
    ein leise Weiterwinkendes -, schon kaum
    erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
    von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.

    Rainer Maria Rilke

  6. Trauer-Ode

    Soll ich von Deinem Tode singen?
    O Mariane! welch ein Lied!
    Wenn Seufzer mit den Worten ringen,
    Und ein Begriff den andern flieht.
    Die Lust, die ich an Dir gefunden,
    Vergrößert jetzund meine Not;
    Ich öffne meines Herzens Wunden,
    Und fühle nochmals Deinen Tod.

    Doch meine Liebe war zu heftig,
    Und Du verdienst sie allzuwohl,
    Dein Bild bleibt in mir viel zu kräftig,
    Als daß ich von Dir schweigen soll.
    Es wird im Ausdruck meiner Liebe
    Mir etwas meines Glückes neu;
    Als wann von Dir mir etwas bliebe,
    Ein zärtlich Abbild unsrer Treu.

    Nicht Reden, die der Geist gebieret,
    Nicht Dichter-Klagen fang ich an;
    Nur Seufzer, die ein Herz verlieret,
    Wann es sein Leid nicht fassen kann.
    Ja, meine Seele will ich schildern
    Von Lieb’ und Traurigkeit verwirrt,
    Wie sie, ergetzt an Trauer-Bildern,
    In Kummer-Labyrinthen irrt.

    Ich seh Dich noch, wie Du erblaßest,
    Wie ich verzweifelnd zu Dir trat,
    Wie Du die letzten Kräfte faßtest,
    Um noch ein Wort, das ich erbat.
    O Seele voll der reinsten Triebe!
    Wie ängstig warst Du für mein Leid?
    Dein letztes Wort war Huld und Liebe,
    Dein letztes Tun, Gelassenheit.

    Wo flieh ich hin? in diesen Toren
    Hat jeder Ort, was mich erschreckt!
    Das Haus hier, wo ich Dich verloren;
    Der Tempel dort, der Dich bedeckt;
    Hier Kinder … ach! mein Blut muß lodern
    Beim zarten Abdruck Deiner Zier,
    Wann sie Dich stammelnd von mir fodern;
    Wo flieh ich hin? ach! gern zu Dir.

    O soll mein Herz nicht um Dich weinen!
    Hier ist kein Freund Dir nah als ich.
    Wer riß Dich aus dem Schoß der Deinen?
    Du ließest sie, und wähltest mich.
    Ein Vaterland, das Dir gewogen,
    Verwandtschaft, die Dir liebreich war,
    Dem allem hab ich Dich entzogen:
    Wohin zu eilen? auf die Bahr.

    Dort in der bittern Abschieds-Stunde
    Wie Deine Schwester an Dir hing,
    Wie nach und nach das Land verschwunde,
    Und uns ihr letzter Blick entging;
    Sprachst Du zu mir, mit holder Güte,
    Die mit gelaßner Wehmut stritt;
    Ich geh mit ruhigem Gemüthe,
    Was fehlt mir? Der Haller kömmt ja mit.

    Wie kann ich ohne Tränen denken
    An jenen Tag, der Dich mir gab;
    Noch jetzt, mischt Lust sich mit Kränken,
    Entzückung löst mit Wehmut ab.
    Wie ungemein war Deine Liebe!
    Die Schönheit, Stand und Gut vergaß,
    Und mich, so arm ich selbst mich schriebe,
    Allein nach meinem Herzen maß.

    Wie bald verließest Du die Jugend,
    Und mied’st die Welt, um mein zu sein;
    Du wich’st vom Weg gemeiner Tugend,
    Und warest schön, für mich allein.
    Dein Herz hing ganz an meinem Herzen,
    Und sorgte nicht für Dein Geschick;
    Voll Angst, bei meinem kleinsten Schmerzen,
    Entzückt auf einen frohen Blick.

    Ein nie am eiteln fester Wille,
    Der sich nach Gottes Fügung bog;
    Vergnüglichkeit und sanfte Stille,
    Die weder Mut noch Leid bewog;
    Ein Vorbild kluger Zucht an Kindern;
    Ein ohne Blindheit zartes Herz;
    Ein Herz, gemacht mein Leid zu lindern;
    War meine Lust, und ist mein Schmerz.

    Ach! herzlich hab ich Dich geliebet,
    Weit mehr als ich Dir kund gemacht,
    Mehr als die Welt mir Glauben giebet,
    Mehr als ich selbst vorhin gedacht.
    Wie oft, wann ich Dich innigst küßte,
    Erzitterte mein Herz, und sprach:
    Wie! wann ich sie verlassen müßte!
    Und heimlich folgten Tränen nach.

    Ja, mein Betrübnüs soll noch währen,
    Wann schon die Zeit die Tränen hemmt:
    Das Herz kennt andre Arten Zähren,
    Als die die Wangen überschwemmt.
    Die erste Liebe meiner Jugend,
    Ein innig Denkmal Deiner Huld,
    Und die Verehrung Deiner Tugend,
    Sind meines Herzens stäte Schuld.

    Im dicksten Wald, bei finstern Buchen,
    Wo niemand meine Klagen hört,
    Will ich Dein holdes Bildnüs suchen,
    Wo niemand mein Gedächtnis stört.
    Ich will Dich sehen, wie Du gingest,
    Wie traurig, wann ich Abschied nahm;
    Wie zärtlich, wann Du mich umfingest;
    Wie freudig, wann ich wieder kam.

    Auch in des Himmels tiefen Fernen,
    Will ich im Dunkeln nach Dir sehn;
    Und forschen, weiter als die Sternen,
    Die unter Deinen Füßen drehn.
    Dort wird jetzt Deine Unschuld glänzen
    Vom Licht verklärter Wissenschaft:
    Dort schwingt sich, aus den alten Grenzen,
    Der Seele neu entbundne Kraft.

    Dort lernst Du Gottes Licht gewöhnen,
    Sein Rat, wird Seligkeit für Dich;
    Du mischest mit der Engel Tönen,
    Dein Lied, und ein Gebet für mich.
    Du lernst den Nutzen meines Leidens,
    Gott schlägt des Schicksals Buch Dir auf:
    Dort steht die Absicht unsres Scheidens,
    Und mein bestimmter Lebens-Lauf.

    Vollkommenste! die ich auf Erden
    So stark, und doch nicht genug geliebt,
    Wie liebens-würdig wirst Du werden!
    Nun Dich ein himmlisch Licht umgiebt.
    Mich überfällt ein brünstig Hoffen,
    O! sprich zu meinem Wunsch nicht nein!
    O! halte Deine Arme offen!
    Ich eile, ewig Dein zu sein.

    Albrecht von Haller

  7. Werd’ ich einst gestorben sein,
    Werden dies und das sie sagen,
    Dir doch ist bekannt allein,
    Wofür hier mein Herz geschlagen.

    Lass sie schwatzen immerhin
    Über dem verscharrten Herzen,
    Stumm, wie ich im Grabe bin,
    Sei du stumm in deinen Schmerzen.

    Meinen Schatten sollen nicht
    Stören deines Auges Tränen,
    Wenn er aus dem Sarge bricht,
    Zu dir schwebt in seinem Sehnen.

    Denn solang du lebest hier,
    Kann ich nicht die Erde lassen,
    Ohne dich, ich sag’s nur dir,
    Würd’ ich selbst den Himmel hassen.

    Bis gebrochen auch dein Herz,
    Löst sich nicht mein Bann hienieden,
    Dann erst schweb’ ich himmelwärts
    Mit dir in der Sterne Frieden.

  8. Träume
    stille auf die Reise gehen,
    hoch am Himmel hell die Sterne
    leuchtend auf die Erde sehen.

    Sanft der Wind die Bäume streichelt
    wispern schwebt durchs Blätterdach,
    Vögel sich ins Nest einkuscheln
    murmelnd fließt der klare Bach.

    In dem Silberglanz des Mondes
    tanzen Wolken durch die Nacht,
    und im großen Universum
    sind die Engel still erwacht.

    Fangen ein die kleinen Träumchen,
    halten zärtlich sie im Arm.
    Schweben hoch zum Sternenhimmel
    fröhlich lachend und im Schwarm.

  9. Fliegt meine Gedanken,
    bitte flieg leise
    und begebt Euch auf eine
    lange Reise…

    Tragt meine Grüße hinauf
    zu den Sternen,
    bis zu unseren Liebsten
    in der Ferne…

    Lasst sie von unserer
    Liebe wissen,
    und das wir sie jeden Tag
    so sehr vermissen…

    Auch, dass sie bestimmt
    nie vergessen werden,
    von ihrer Familie zu Hause
    auf Erden…

    Doch vergesst bitte nicht,
    ihnen Danke zu sagen
    für das Lächeln im Herzen
    an glücklichen Tagen…

    Fliegt, meine Gedanken,
    bitte flieg leise
    und nehmt meine Träne
    mit auf die Reise…

  10. Aus der Jugendzeit

    Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit
    Klingt ein Lied mir immerdar;
    O wie liegt so weit, o wie liegt so weit,
    Was mein einst war!

    Was die Schwalbe sang, was die Schwalbe sang,
    Die den Herbst und Frühling bringt;
    Ob das Dorf entlang, ob das Dorf entlang
    Das jetzt noch klingt?

    »Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
    Waren Kisten und Kasten schwer;
    Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
    War alles leer.«

    O du Kindermund, o du Kindermund,
    Unbewusster Weisheit froh,
    Vogelsprachekund, vogelsprachekund
    Wie Salomo!

    O du Heimatflur, o du Heimatflur,
    Lass zu deinem heil’gen Raum
    Mich noch einmal nur, mich noch einmal nur
    Entfliehn im Traum!

    Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
    War die Welt mir voll so sehr;
    Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
    War alles leer.

    Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Schwalbe kehrt,
    Und der leere Kasten schwoll,
    Ist das Herz geleert, ist das Herz geleert,
    Wird’s nie mehr voll.

    Keine Schwalbe bringt, keine Schwalbe bringt
    Dir zurück, wonach du weinst;
    Doch die Schwalbe singt, doch die Schwalbe singt
    Im Dorf wie einst:

    »Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
    Waren Kisten und Kasten schwer;
    Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
    War alles leer.«

    Friedrich Rückert

  11. Fahrewohl

    Den Linden ist zu Füßen tief
    Das dürre Laub geblieben;
    Am Himmel steht ein Scheidebrief
    Ins Abendrot geschrieben.

    Die Wasser glänzen still und kühl,
    Ein Jahr ist drin ertrunken;
    Mir ist ein schauernd Grabgefühl
    Ins warme Herz gesunken.

    Du schöne Welt! muss wohl ich bald
    In diese Blätter sinken,
    Dass andres Herz und andrer Wald
    Die Frühlingslüfte trinken?

    Wenn du für meines Wesens Raum
    Ein Bessres weißt zu finden,
    Dann lass mich aus dem Lebenstraum
    Rasch und auf ewig schwinden!

    Gottfried Keller

  12. Beginn des Endes

    Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,
    Nur ein Gefühl, empfunden eben;
    Und dennoch spricht es stets darein,
    Und dennoch stört es dich zu leben.

    Wenn du es andern klagen willst,
    So kannst du’s nicht in Worte fassen.
    Du sagst dir selber: »Es ist nichts!«
    Und dennoch will es dich nicht lassen.

    So seltsam fremd wird dir die Welt,
    Und leis verlässt dich alles Hoffen,
    Bist du es endlich, endlich weißt,
    Dass dich des Todes Pfeil getroffen.

    Theodor Storm

  13. Abendlied

    Der Mond ist aufgegangen
    Die goldnen Sternlein prangen
    Am Himmel hell und klar;
    Der Wald steht schwarz und schweiget,
    Und aus den Wiesen steiget
    Der weiße Nebel wunderbar.

    Wie ist die Welt so stille,
    Und in der Dämmrung Hülle
    So traulich und so hold!
    Als eine stille Kammer,
    Wo ihr des Tages Jammer
    Verschlafen und vergessen sollt.

    Seht ihr den Mond dort stehen? –
    Er ist nur halb zu sehen,
    Und ist doch rund und schön!
    So sind wohl manche Sachen,
    Die wir getrost belachen,
    Weil unsre Augen sie nicht sehn.

    Wir stolze Menschenkinder
    Sind eitel arme Sünder,
    Und wissen gar nicht viel;
    Wir spinnen Luftgespinste,
    Und suchen viele Künste,
    Und kommen weiter von dem Ziel.

    Gott, lass uns dein Heil schauen,
    Auf nichts Vergänglichs trauen,
    Nicht Eitelkeit uns freun!
    Lass uns einfältig werden,
    Und vor dir hier auf Erden
    Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

    Wollst endlich sonder Grämen
    Aus dieser Welt uns nehmen
    Durch einen sanften Tod!
    Und, wenn du uns genommen,
    Lass uns in Himmel kommen,
    Du unser Herr und unser Gott!

    So legt euch denn, ihr Brüder,
    In Gottes Namen nieder;
    Kalt ist der Abendhauch.
    Verschon uns, Gott! mit Strafen,
    Und lass uns ruhig schlafen!
    Und unsern kranken Nachbar auch!

    Matthias Claudius

  14. Wie wenn das Leben…

    Wie wenn das Leben wär nichts andres
    als das Verbrennen eines Lichts!
    Verloren geht kein einzig Teilchen,
    jedoch wir selber gehn ins Nichts!

    Denn was wir Leib und Seele nennen,
    so fest in eins gestaltet kaum,
    es löst sich auf in tausend Teilchen
    und wimmelt durch den öden Raum.

    Es waltet stets dasselbe Leben,
    Natur geht ihren ewgen Lauf;
    in tausend neu erschaffnen Wesen,
    stehn diese tausend Teilchen auf.

    Das Wesen aber ist verloren,
    das nur durch diesen Bund bestand,
    wenn nicht der Zufall die verstaubten
    aufs Neue zu einem Sein verband.

    Theodor Storm

  15. Auferstehung

    Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
    So trag hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
    Dass ernst und still es sich mit dir ergehe
    Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.

    Da fühlst du bald, dass jener, der geschieden,
    Lebendig dir im Herzen auferstehe;
    In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
    Und aus den Tränen blüht ein tiefer Frieden.

    Ja, schöner muss der Tote dich begleiten,
    Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
    Und treuer – denn du hast ihn alle Zeiten.

    Das Herz auch hat sein Ostern, wo der Stein
    Vom Grabe springt, dem wir den Staub nur weihten;
    Und was du ewig liebst, ist ewig dein.

    Emanuel Geibel

  16. Am Jahrestag

    Heut ist’s ein Jahr, dass man hinaus dich trug,
    Hin durch die Gasse ging der lange Zug,
    Die Sonne schien, es schwiegen Hast und Lärmen,
    Die Tauben stiegen auf in ganzen Schwärmen.
    Und rings der Felder herbstlich buntes Kleid,
    Es nahm dem Trauerzuge fast sein Leid,
    Ein Flüstern klang mit ein in den Choral,
    Nun aber schwieg’s, – wir hielten am Portal.

    Der Zug bog ein, da war das frische Grab,
    Wir nächsten beide sahen still hinab,
    Der Geistliche, des Tages letztes Licht
    Umleuchtete sein freundlich ernst Gesicht,
    Und als er nun die Abschiedsworte sprach,
    Da sank der Sarg und Blumen fielen nach,
    Spätrosen, rot und weiße, weiße Malven
    Und mit den Blumen fielen die drei Salven.

    Das klang so frisch in unser Ohr und Herz,
    Hinschwand das Leid uns, aller Gram und Schmerz,
    Das Leben, war dir’s wenig, war dir’s viel?
    Ich weiß das eine nur, du bist am Ziel,
    In Blumen durftest du gebettet werden,
    Du hast die Ruh nun, Erde wird zu Erden,
    Und kommt die Stund’ uns, dir uns anzureihn,
    So lass die Stunde, Gott, wie diese sein.

    Theodor Fontane

  17. Abschied

    O Täler weit, o Höhen,
    O schöner, grüner Wald,
    Du meiner Lust und Wehen
    Andächtger Aufenthalt.
    Da draußen, stets betrogen,
    Saust die geschäftge Welt;
    Schlag noch einmal die Bogen,
    Um mich, du grünes Zelt.

    Wenn es beginnt zu tagen,
    Die Erde dampft und blinkt,
    Die Vögel lustig schlagen,
    Dass dir dein Herz erklingt:
    Da mag vergehn, verwehen
    Das trübe Erdenleid,
    Da sollst du auferstehen
    In junger Herrlichkeit!

    Da steht im Wald geschrieben
    Ein stilles, ernstes Wort
    Von rechtem Tun und Lieben,
    Und was des Menschen Hort.
    Ich habe treu gelesen
    Die Worte schlicht und wahr,
    Und durch mein ganzes Wesen
    Wards unaussprechlich klar.

    Bald werd ich dich verlassen,
    Fremd in der Fremde gehn,
    Auf buntbewegten Gassen
    Des Lebens Schauspiel sehn;
    Und mitten in dem Leben
    Wird deines Ernsts Gewalt
    Mich Einsamen erheben,
    So wird mein Herz nicht alt.

    Joseph von Eichendorff

  18. Ich werde leben, so
    lange euer Herz schlägt.
    Ich werde leben, so
    lange ich bei euch einen
    Platz im Herzen habe.
    Ich werde leben, so
    lange ihr euren Weg geht.

    Ich werde leben, so
    lange in eurem Leben ein
    Lächeln erscheint.
    Wenn ihr mich sucht,
    dann sucht in eurem Herzen.
    Wenn ihr mich dort
    findet, dann lebe ich in
    euch weiter.

  19. An die Vergessene

    Das Grab hat dich verschlungen,
    Da schlummert dein Gebein;
    Das Sterbelied ist verklungen,
    Wer denkt noch fürder dein?
    Ach! alle sind verschwunden,
    Die einst geweint mit mir;
    Ich hab’ allein gefunden
    Den stillen Weg zu dir.

    Ich kann es nimmer fassen,
    Dass noch der Frühling glüht,
    Dass nicht die Blumen blassen,
    Seitdem du ausgeblüht;
    Dass nicht ein schmerzlich Bangen
    Durch jeden Jubel geht,
    Seitdem du heimgegangen
    Still, wie ein Nachtgebet.

    Unendlich war dein Lieben,
    Groß wie die Welt dein Herz;
    Dies bleibet tief geschrieben
    In meines Schmerzes Erz.
    Lass dich getrost vergessen –
    Wenn jedes Band zerbricht,
    Wenn alle dich vergessen,
    Mein Herz vergisst dich nicht!

    Ein Lied, das, kaum geboren,
    Auf leisem Hauch entschwebt,
    Und doch so unverloren
    In treuem Busen lebt –
    So lebst du mir in Dauer:
    Bist ein verklungnes Lied,
    Das durch der Seele Trauer
    Mit ew’gem Singen zieht.

    Ludwig Pfau

  20. Erntelied

    Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
    Hat Gewalt vom höchsten Gott,
    Heut wetzt er das Messer,
    Es schneidt schon viel besser,
    Bald wird er drein schneiden,
    Wir müssens nur leiden.
    Hüte dich schöns Blümelein!

    Was heut noch grün und frisch da steht,
    Wird morgen schon hinweggemäht:
    Die edlen Narzissen,
    Die Zierden der Wiesen,
    Die schön’ Hyazinthen,
    Die türkischen Binden.
    Hüte dich schöns Blümelein!

    Viel hundert tausend ungezählt,
    Was nur unter die Sichel fällt,
    Ihr Rosen, ihr Lilien,
    Euch wird er austilgen,
    Auch die Kaiser-Kronen,
    Wird er nicht verschonen.
    Hüte dich schöns Blümelein!

    Das himmelfarbe Ehrenpreis,
    Die Tulipanen gelb und weiß,
    Die silbernen Glocken,
    Die goldenen Flocken,
    Senkt alles zur Erden,
    Was wird daraus werden?
    Hüte dich schöns Blümelein!

    Ihr hübsch Lavendel, Rosmarein,
    Ihr vielfärbige Röselein.
    Ihr stolze Schwertlilien,
    Ihr krause Basilien,
    Ihr zarte Violen,
    Man wird euch bald holen.
    Hüte dich schöns Blümelein!

    Trotz! Tod, komm her, ich fürcht dich nicht,
    Trotz, eil daher in einem Schnitt.
    Werd ich nur verletzet,
    So werd ich versetzet
    In den himmlischen Garten,
    Auf den alle wir warten.
    Freu’ dich du schöns Blümelein.

    Arnim/Brentano

  21. Es wandelt, was wir schauen…

    Es wandelt, was wir schauen,
    Tag sinkt ins Abendrot,
    Die Lust hat eignes Grauen,
    Und alles hat den Tod.

    Ins Leben schleicht das Leiden
    Sich heimlich wie ein Dieb,
    Wir alle müssen scheiden
    Von allem, was uns lieb.

    Was gäb es doch auf Erden,
    Wer hielt’ den Jammer aus,
    Wer möcht geboren werden,
    Hieltst du nicht droben Haus!

    Du bist’s, der, was wir bauen,
    Mild über uns zerbricht,
    Dass wir den Himmel schauen –
    Darum so klag ich nicht.

    Joseph von Eichendorff

  22. Abschied

    Traurig ist’s wenn
    Menschen gehen
    in das unbekannte Land.
    Nie mehr können wir sie sehen
    oder spüren eine Hand.
    Doch sie sind vorausgegangen,
    halten uns die Tore auf,
    werden einstens uns umfangen,
    wenn zu End’ der Lebenslauf.

  23. Wanderung

    Ich bin so alleine,
    Wer ist denn bei mir?
    Es sprechen die Steine;
    Es lächelt das Tier.

    Ihr Vögel habt Flügel;
    Es drückt mich der Schuh.
    Ihr Bäume, ihr Hügel,
    O kommt auf mich zu!

    Umarme mich, Tanne!
    Ich sinke so hold.
    O, tränke mich, Kanne
    Des Mondes, mit Gold!

    Wo werden wir rasten?
    Das Dunkel weht kalt.
    Wir liebten, wir hassten,
    Nun wurden wir Wald.

    Klabund

  24. Wenn ein Mensch
    fort gegangen ist
    bleiben wir zurück in dem
    Schmerz darüber,
    dass auch auf den
    schönsten Sommer ein
    Herbst folgt,
    dass auch der
    glücklichste Tag einen
    Abend hat
    und selbst die
    bezaubernste Melodie
    irgendwann verklingt.
    Als Trost bleibt uns nur
    die Gewissheit,
    dass auch dieser Schmerz
    vergänglich ist
    wie die Winter, die Nacht
    und die Stille.
    Nur unsere Erinnerungen,
    unsere Sehnsucht
    und unsere Liebe sind
    unsterblich

  25. Der Schmetterling.

    Einen Schmetterling – so zierlich schön –
    habe ich heute in unserem Garten gesehen.
    Er flatterte auf und ab
    und brachte alles
    um sich herum auf Trab.

    Ich wollte ihn fangen,
    doch nein – er war so klein,
    und seine bunten Flügel
    waren wie Sonnenschein.

    Da flog er daher,
    ganz leicht im Wind,
    und die Zeit flog mit ihm fort,
    so ganz geschwind.

    Irgendwann – da hob er ab,
    als ob er an einer Wolke hing,
    und ich rief ihm noch hinterher:
    “Auf Wiedersehen, mein Schmetterling!”.

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