14.09.1931 — 19.09.2009
Verstorben im Alter von 78 Jahren
04600 Altenburg, Deutschland
Geburtsort: | Suhl, Deutschland |
Beruf: | Kantor, Organist |
Religion: | evang. |
Mein Vater Ernst Albrecht Dietl wurde am 14.9.1931 in Suhl geboren. Im Alter von ca. 1 ½ – 2 Jahren zogen seine Eltern mit ihm nach Meiningen. Von 1939 an besuchte er die Prinz-Friedrich-Schule in Meiningen, anschließend das Henfling-Gymnasium bis zum 31.7.1946. Gemeinsam mit 3 jüngeren Geschwistern verlebte er die Kindheit während der Kriegszeit nicht immer unbeschwert. Schon als Achtjähriger sang er bei Kantor Hermann Langguth im Kirchenchor. Bereits in dieser Zeit erwachte sein großes Interesse am Orgelspiel.
Vom 1.9.1947 – 31.8.1950 besuchte er das Luther-Gymnasium in Eisenach. Die Abschlußprüfung bestand er mit „Gut“. Hier blies er im Posaunenchor mit und erhielt den ersten Orgelunterricht bei dem damaligen Organisten der Georgenkirche Karl-Heinz Hooge. Im Eisenacher Bachchor unter der Leitung von Professor Erhard Mauersberger lernte er die großen Oratorien und andere Chormusik kennen.
Als die Thüringer Kirchenmusikschule auf dem Hainstein in Eisenach im Jahr 1950 eröffnet wurde, war mein Vater der jüngste Student. Vom 1.7.1950 – 15.8.1952 studierte er dort. Die kirchenmusikalische Ausbildung hat er mit der Ablegung des Examens (B-Prüfung für hauptamtliche Kirchenmusiker) am 16.7.1952 erfolgreich abgeschlossen, Prädikat: Organistenamt 2a = Recht gut, Kantorenamt 2a.
Danach setzte mein Vater vom 1.9.1952 – 31.8.1957 sein Studium an der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar fort. Seine wichtigsten Lehrer waren Professor Johannes Ernst Köhler (Orgel), Johann Cilenšek (Theorie), und Siegfried Rapp (Klavier). Das Staatsexamen legte er mit dem Prädikat „Sehr gut“ ab.
Am 3.8.1957 heiratete mein Vater in Arnstadt Elisabeth Prautzsch. Ich wurde 1962 als einziges Kind geboren.
Im Januar 1957 erhielt er eine erste Anstellung in Stadtroda als Nachfolger für den 1956 plötzlich verstorbenen KMD Hans Wien. Im Dezember 1957 bat er um Entlassung und trat 1958 die A-Kantorenstelle in Altenburg an, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1996 innehatte. Sein Vorgänger Professor Ekkehard Tietze hatte einen großen und leistungsfähigen Chor der St. Bartholomäi- und Brüderkirche aufgebaut, dessen Arbeit mein Vater gewissenhaft und intensiv fortsetzte. Viele große Werke von Bach, Haydn, Mozart und anderen bedeutenden Komponisten erklangen in gründlich einstudierten Aufführungen. Oft erfolgte eine Zusammenarbeit mit den verschiedenen Chören der Region, weil es immer wieder an Männerstimmen fehlte. Viele A-Cappella-Programme wurden auch in den Dörfern und Städten des Altenburger Landes und des Kirchenkreises Meuselwitz gesungen.
Einen weiteren Schwerpunkt bildeten für ihn die Orgelmusik und das Oboespiel. Monatlich gab er in Altenburg ein Orgelkonzert.
Er begleitete die Thüringer Sängerknaben auf vier Konzertreisen unter der Leitung von KMD Walter Schönheit. Am 22.3.1960 wurde er als Ehrenmitglied in die Gemeinschaft der Thüringer Sängerknaben aufgenommen.
Viele Kollegen schätzten ihn als zuverlässigen Continuo-Spieler. Viele Jahre – von 1974 bis 1992 war er mit großer Freude als Kurorganist in Prerow/Darß tätig.
Am 4.10.1971 wurde ihm in Anerkennung seiner Tätigkeit die Dienstbezeichnung „Kirchenmusikdirektor“ (KMD) verliehen.
Anfang der 80er Jahre gehörte er zu den ersten Orgelsachverständigen Thüringens. Die Herausgabe des Buches „Orgeln im Altenburger Land“ – zusammen mit Felix Friedrich, einer gemeinsamen Orgel-CD und seine Arbeit über die Orgelbauerfamilie Gerhard – im „Thüringer Orgeljournal 1995“ veröffentlicht – zeigen sein Interesse an der Geschichte des Orgelbaus.
Schwere Jahre in Altenburg waren die Zeiten von 1979 bis 1989. Die St. Bartholomäikirche wurde restauriert. Die Orgel war ausgebaut und konnte erst 1990 wieder gespielt werden. Das Verhältnis zur weltlichen und geistlichen Obrigkeit war angespannt. Nicht leicht waren eine Druckerlaubnis für ein Konzertprogramm oder ein freier Termin der Landeskapelle für eine Kantatenaufführung bei den Verantwortlichen zu erhalten. In dieser Zeit räumte ihm die katholische Gemeinde einen Platz an ihrer Orgel ein. Besondere Höhepunkte wie Konzerte 1986 und 1989 im Leipziger Gewandhaus und Gastspielreisen nach Westdeutschland 1982 – 1984 – 1985 halfen ihm, die schwierigen Jahre zu bewältigen.
Zum Michaelisfest 1996 wurde er in den Ruhestand versetzt, war aber weiter unermüdlich tätig. Das regelmäßige Orgelspiel zum Sonntagsgottesdienst an den Orgeln im Altenburger Land war ihm stets ehrenamtliche Verpflichtung und Freude.
Als Orgelsachverständiger engagierte sich mein Vater mit großer Begeisterung noch weit in den Ruhestand hinein für den Erhalt, die Pflege und die Restaurierung vieler historischer Instrumente in Ostthüringen.
Am 19.9.2009 verstarb mein Vater überraschend wenige Tage nach einer Krebsoperation in Altenburg.
Die vielen herzlichen Freundschaften, die ihn sein Leben lang begleitet haben, haben ganz besonders mich, aber auch meine Mutter und die Familie in besonderer Weise getröstet.
Dieser Text entstand unter Zuhilfenahme von Artikeln von Wido Hertzsch, Horst Fiedler und Bernd Coppi.
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