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Ein Kommentar

  1. Die Trauerrede in Erinnerung an meinen Vater Jürgen Meßner
    Wir sind heute hier zusammengekommen, um uns an Jürgen Meßner zu erinnern. Für einige von Euch warst Du ein Kollege, ein Bekannter, ein Freund oder ein Verwandter; für Dich, Mutti, Dein Ehemann; und für Bernd und mich bist Du unser Vater.
    Geboren bist Du am 01. Mai 1942 in Troppau. Wenn Du Dich etwas mehr beeilt hättest, hättest Du noch im Krankenhaus Deine Frau Gerti treffen können; sie kam im selben Jahr in derselben Klinik gut zwei Wochen früher zur Welt.
    Deine ersten Kindheitsjahre waren sehr verschieden von meinen oder von denen Deiner Enkel heute. Sie waren geprägt durch Vertreibung aus der Heimat, Zerstörung und Entbehrungen.
    Als Dein Sohn habe ich einige Dinge im Kopf, die Dir aus Deiner Kindheit und Jugend lieb und teuer waren.
    Da ist sicherlich einmal Dein Matador Baukasten, für mich war das ein ganz besonderes Gefühl mit denselben Holzelementen und Holzdübeln einen Krahn bauen zu dürfen, mit denen Du auch schon gespielt hast. Dann Dein grünes Fahrrad. Für Dich bedeutete es Freiheit, als Jugendlicher von zuhause wegzukommen und die Welt im Umkreis von Murnau selbständig zu erkunden. Das grüne Fahrrad hat Dich noch lange getragen, auf unseren gemeinsamen Radtouren rund um Penzberg, zum Ostersee, zum Eitzenberger Weiher. Irgendwann musste es natürlich ersetzt werden, doch dann durfte ich es noch weiterbenutzen, für einen schon fast unwürdigen Einsatz, nämlich für den täglichen Weg in die Stadt zur Schulbushaltestelle.
    Und nicht wegzudenken Deine Eisenbahn. Einmal hatten wir sie im Keller zusammen wiederaufgebaut, die Kohlestifte in den Lokomotiven gereinigt und zum Laufen gebracht. Scheppernd und schnaufend fuhr sie auf den metallenen Gleisen und versetze mich in eine ganz andere Zeit. Du bist auch ins Gymnasium nach Garmisch täglich mit der Eisenbahn gefahren – und dieselbe grüne E-Lok war dann auch auf unserer Modelleisenbahn Deine Lieblingslokomotive. Ich wollte ja immer das neueste Modell haben, möglichst futuristisch und ja keine Dampflok. Mit den ersten grauen Haaren verstehe ich auch langsam, was es heißt, sich an etwas zu erinnern und Erinnerungen aufzubewahren. Beim Aufbau der Eisenbahn lagen wir viele Stunden auf dem Boden und haben Weichen, Signale und Entkupplungsgleise angeschlossen – ganz nebenbei hast Du mir viel über elektrische Schaltkreise beigebracht. Und vorletztes Jahr zu Weihnachten hast Du schon mit Deinen Enkeln Konstantin und Johannes im Wohnzimmer Eisenbahn gespielt.
    Wir sind sogar mit der Eisenbahn auf Urlaub gefahren, von Penzberg bis an die Nordsee und von Penzberg bis nach London. Bei jedem Halt bist Du ausgestiegen, es hätte ja sein können, dass der Zug eine neue Lok bekommt. Und wir haben uns Sorgen gemacht, wenn Du beim ersten Pfeifen nicht zurück im Abteil warst. Die Strecke nach London habe ich später oft mit dem Flugzeug zurückgelegt, aber über den Ärmelkanal bei starkem Sturm mit dem Jetfoil zu fahren, das war ein ganz besonderes Erlebnis. Bei allen anderen Urlauben, ganz klar, war ein wichtiger Besichtigungspunkt immer der örtliche Bahnhof. Und Du warst immer mit Deiner Super-8-Filmkamera ausgerüstet.
    Später hast Du dann mit Gerti zusammen die Welt per Flugzeug erkundet, zuerst in die Türkei, dann nach Tunesien, China und viele andere Länder. Oft warst Du in den Bergen, in der Natur. Mit „herrlich“ und „wunderschön“ gabst Du kund, wenn Dir etwas besonders gut gefiel. Auch bis nach Indien bist Du gekommen, zu unserer Hochzeit. Ein Ratschlag bleibt Pratibha und mir in Erinnerung: „Kinder, genießt jeden Tag, das Leben vergeht so schnell“. Du hattest Recht. Leider. Und viel zu früh.
    Der 31. Januar 2009. Wir wollten Dich und Mutti eigentlich in ein paar Tagen in Bangalore vom Flughafen abholen, hatten einen kleinen gemeinsamen Urlaub in Südindien geplant und auch schon unser ganzes Haus geputzt, dann kam kurz vor Mitternacht der Anruf: Du im Krankenhaus. Schlag im Gehirn. Die Diagnose lief an, die Krankheit war schneller. Sie nahm Dir das, was Dir am wichtigsten war, die Möglichkeit zu analysieren, zu reden und zu diskutieren. Im April, auf der Intensivstation, als ich Dir etwas ganz persönliches erzählte, im Hintergrund das leise Blubbern der Infusionslösung, hast Du mir mit einer kleinen Träne und einem schwachen Händedruck geantwortet und ich wusste, dass Du mich verstanden hast.
    Letzten Sonntag, am 31. Januar 2010, auf den Tag genau ein Jahr nachdem sich die Krankheit bemerkbar machte, bist Du jetzt von uns gegangen. Heute können wir nur noch über Dich reden und wir möchten uns bei Dir verabschieden: Danke, dass Du unser Vater bist.

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